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Ingwer
Ingwer gehört zu Omas natürlichen Hausmittelchen, die auch tatsächlich wissenschaftlich belegt etwas bewirken. Es muss nicht immer die Chemiekeule sein, ebenso wenig muss man direkt zu Arzneimitteln greifen. Doch was genau kann Ingwer und was wurde durch Studien belegt? Im Folgenden soll ein kleiner Überblick geschaffen werden, was die Knolle, die auch in der chinesischen Naturheilkunst vielfach Anwendung findet, für ein Potential birgt.
Ingwer: Herkunft und Inhaltsstoffe
Es handelt es sich hierbei um eine Pflanze, die in tropischen/subtropischen Gebieten unserer Erde wächst. Dazu gehören neben Asien und Südamerika auch Teile Afrikas1. Wenn wir im Supermarkt Ingwer kaufen, kaufen wir die knollenartige Wurzel dieser Pflanze. Sie besteht aus über 160 verschiedenen Inhaltsstoffen. Dazu zählen neben zahlreichen Vitaminen (z.B. Vitamin C oder B6) auch Spurenelemente (Kalium, Eisen, Kalzium und Natrium) und zahlreiche sekundäre Pflanzenstoffe. Hierzu gehört auch das sogenannte Gingerol2. Dieser für die Schärfe verantwortliche Stoff ist von der Zusammensetzung her der vergleichbar mit Acetylsalicylsäure. Diese kennen wir aus Schmerzmitteln, sodass Ingwer auch als Aspirin der Natur gesehen wird3. Trocknet man die Knolle, wird aus Gingerol das höherkonzentrierte Abbauprodukt 6-Shogaol. Dadurch steigt auch der Schärfegrad im getrockneten Zustand um den Faktor 3.
Antibakterielle Wirkung von Ingwer
Gingerol und Shogaol haben einen entzündungshemmenden Effekt in unserem Körper. Daraus kann man ableiten, dass die Knolle ähnlich gut gegen Entzündungen und Schmerzen wirkt wie Aspirin. In einer Studie aus 2011 konnte Inger an 92 Probanden genauso effektiv gegen Arthritis Schmerzen eingesetzt werden wie das Schmerzmittel Aspirin3.
Ingwer gegen Erkältung
Ingwer-Tee bei Erkältung – das hat wohl jeder schon einmal gehört. Aber warum? Ingwer enthält viel Glutathion, ein starkes Antioxidans, das das Immunsystem stärkt und die weißen Blutkörperchen aktiviert. Selbst, wenn man schon erkrankt ist, verspürt man schnell eine Erleichterung: Heißer Ingwertee wärmt von innen, beseitigt häufig schon das erste unangenehme Kratzen im Hals und ermöglicht bei Schnupfen schnell ein freieres Durchatmen.
Interessante Ingwer Wirkung: Weniger Muskelkater
Ingwer konnte erfolgreich gegen unterschiedliche Arten von Muskelschmerzen getestet werden, z.B. Muskelkater. In einer Studie mit 40 Probanden wurde die Regeneration nach dem Sport sowie das Auftreten des eben genannten Muskelkaters untersucht. Ergebnis: bei regelmäßigem Verzehr von 2g frischem Ingwer konnte sowohl die Regenerationsfähigkeit als auch der Muskelschmerz signifikant verbessert werden4.
Eine einmalige Einnahme brachte übrigens nicht den gewünschten Effekt. Daher verweisen die Forscher unbedingt auf die regelmäßige Einnahme, um den gewünschten, positiven Effekt zu erzielen5.
Ingwer als Testosteron-Booster?
Im Tierversuch ist dieser Effekt wissenschaftlich bewiesen. Bei Nagetieren konnte der Testosteronspiegel unter regelmäßiger Einnahme innerhalb von 2 Wochen verdoppelt werden6.
Allerdings gibt es hierbei zwei Dinge zu beachten: erstens ist dieser Effekt noch in keiner Humanstudie untersucht worden, zweitens müsste man dafür immens viel konsumieren. 0,5 – 1 g Ingwer je Kilogramm Körpergewicht wurden in der Studie mit den Ratten eingesetzt. Das entspricht bei einem 75 Kg Athleten also 37,5 – 75 g Ingwer. Wenn man bedenkt, dass es nicht unbedingt zu den schmackhaftesten Lebensmitteln gehört, ist das schon mehr als eine Herausforderung.
Ingwer in der Krebs-Therapie
Die im Ingwer enthaltenen Gingerole hemmen das Wachstum von Helicobacter pylori. Dies könnte eventuell eine Bedeutung zur Magenkrebsvorbeugung haben und somit könnte man Gingerole eventuell zur Behandlung von dyspeptischen Beschwerden einsetzen. Nähere Studien fehlen hierzu leider7.
Trocknet man Ingwer, so entstehen aus den Gingerolen die Shogaole (6-, 8-, 10-Shogaol). Sie entfalten eine sehr viel stärkere antikarzinogene Wirkung, wie man in Humanstudien an Lungentumorzellen und Darmkrebszellen nachweisen konnte. Shogaole (insbesondere 6-Shoagol) haben einen stärker hemmenden Effekt auf die Bildung von Arachidonsäure und die NO-Synthese als Gingerol8. Daher wird empfohlen, getrockneten Ingwer zu verwenden9.
Wirkung auf den Stoffwechsel
Der Konsum von Ingwer fördert die Magensäureproduktion. In der Folge wird unsere Verdauung erleichtert, der Stoffwechsel beschleunigt und die Durchblutung verstärkt. Dadurch können gefährliche Ablagerungen in den Blutgefäßen besser abtransportiert werden und somit etwa Thrombosen oder Schlaganfälle vorgebeugt werden2.
Verzehrempfehlung
Damit man von den positiven Eigenschaften der Knolle profitiert, empfiehlt sich der Konsum von ca. 2 g Ingwer pro Tag. Das süß und gleichzeitig würzig-scharf schmeckende Lebensmittel kann man dabei auf vielfältige Art und weise in seine Ernährung integrieren. So eignet es sich zum Beispiel als Gewürz beim Kochen, man kann sich aber auch einfach einen frischen Ingwertee zubereiten und diesen zum Beispiel im Büro nebenbei trinken. Wenn man Ingwer benutzt, ist es noch wichtig zu beachten, dass man diesen immer erst frisch von der Knolle schneiden und schälen sollte – also nicht vorschnippeln - damit er auch wirklich noch alle Inhaltsstoffe besitzt.
Lagern kann man die gekaufte Knolle beispielsweise in einem „Zipper – Gefrierbeutel“ im Kühlschrank oder in einer Papiertüte auf der Fensterbank.
Wer bislang noch kein Ingwer gegessen hat sollte es definitiv ausprobieren. Denn die genannten positiven Funktionen gibt es zu einem wirklich günstigen Preis: ca. 1€ pro Knolle; damit kommt man gut eine Woche aus.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ingwer#Verbreitung_und_Anbaugebiet
2 https://www.ingwer-info.de/wirkung/
3 Zahmatkash M, Vafaeenasab MR. Comparing analgesic effects of a topical herbal mixed medicine with salicylate in patients with knee osteoarthritis. Pak J Biol Sci. 2011.
4 Black CD, et al. Ginger (Zingiber officinale) reduces muscle pain caused by eccentric exercise. J Pain. 2010.
5 Black CD, Oconnor PJ. Acute effects of dietary ginger on quadriceps muscle pain during moderate-intensity cycling exercise. Int J Sport Nutr Exerc Metab. 2008.
6 Kamtchouing P, et al. Evaluation of androgenic activity of Zingiber officinale and Pentadiplandra brazzeana in male rats. Asian J Androl. 2002.
7 Anticancer Res. 2003 Sep-Oct;23(5A):3699-702
8 J Agric Food Chem. 2009 Nov 25;57(22):10645-50
9 Dugasani S et al. J Ethnopharmacol. 2009 Oct 13. [Epub ahead of print]
10 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22538118
Autor: Michel Sellhorn